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Erzählen Sie bitte von Ihren Eltern. Aus Ihrer Geschichte ist bekannt, dass Sie ohne einen Vater aufgewachsen sind, der ein Sänger war. Waren Ihre Eltern aus Russland?
Mein Vater war Ukrainer, der in jungen Jahren als Opernsänger am Theater in Czernowitz gearbeitet hat u. schon in jungen Jahren nach Deutschland ausgewandert ist. Seine Mutter widerum war Deutsche.
Auch meine Mutter war Deutsche. Die beiden haben sich hier in Petershausen, wo mein Vater eine Zeit gelebt hat u. ich seit meiner Geburt lebe, kennengelernt u. mich in die Welt gesetzt. Nach einer gewissen Zeit ist mein Vater dann nach Hamburg gezogen, wo er sich ein Geschäft aufgebaut hat und mit einer anderen Frau zusammengezogen ist.
Somit wurde ich dann von meiner Mutter alleine aufgezogen.
Erzählen Sie uns von der Stadt, in der Sie aufgewachsen sind, Ihrer Umgebung, der Schule, in die Sie gegangen sind.
Der Ort Petershausen, in dem ich nun seit 75 Jahren lebe, ist ein Dorf 40 km nördlich von München, in einer schönen ländlichen Gegend und hat inzwischen 6000 Einwohner, von denen viele eine Landwirtschaft besitzen. Durch die Olympischen Spiele 1972 wurde eine S-Bahn von München bis Petershausen gebaut, durch die der Ort für viele Stadtbewohner attraktiv geworden ist u. die sich dann hier Häuser oder Wohnungen gekauft haben. Dadurch sind die Bauern, die ihre Grundstücke verkauft haben, alle sehr reich geworden.
Ich habe hier die Volksschule besucht u. nach einer besonderen Schulausbildung den Beruf als Maschinenbaukonstrukteur in München ausgeübt. Hier in München konnte ich immer nach Büroschluss eine Gesanglehrerin in Anspruch nehmen, die mir die ersten Schritte, um eine Stimme richtig zu führen, beigebracht hat.
Das war eigentlich der Beginn meines Werdegangs, ich war 17 Jahre alt, als ich überhaupt begann, mich mit Gesang zu beschäftigen, natürlich etwas animiert, durch das Wissen, dass meine Vater Sänger war.
Bitte sagen Sie uns, ab welchem Alter Sie sich mit Musik und Gesang beschäftigt haben. Wie hat Ihre Mutter Ihre Musikunterricht behandelt?
Meine gesamte Familienmitglieder mütterlicherseits waren Lehrer u. Mediziner u. hatten alle ein Instrument gespielt, wie auch meinen Mutter, die virtuos auf dem Klavier musiziert hat. Insofern wurde mir die Musik bereits in die Wiege gelegt u. auch von allen Onkeln u. Tanten positiv beurteilt.
Da ja auch mein Vater Sänger war, kam meine angeborene Musikalität praktisch von zwei Seiten.
Ich hatte mich als Kind mit 6 Jahren schon mit dem Akkordeon angefreundet, das ein verstorbener Onkel hinterlassen hatte. Durch unermüdliches Üben wurde ein gutes Ergebnis erzielt u. bin damit öfters öffentlich aufgetreten.
Mein Vater, der ja wie gesagt in Hamburg lebte, hatte dann durch Initiative seiner neuen Lebensgefährtin regelmäßig einen Geldbetrag an meine Mutter zu meiner Unterstützung gesendet, wodurch eine gute Beziehung zustande kam u.man des Öfteren schriftlichen kontakt hatte.
In den sechziger Jahren wurde in Hamburg durch den Ukrainer Serge Horbenko der „Schwarzmeer-Kosaken-Chor gegründet, der aus russischen u. ukrainischen Sängern bestand. Da sich dies Ukrainer in Hamburg alle kannten, so auch meinen Vater, wurde der von Mitgliedern des Chores angesprochen, auch mitzuwirken.
Er konnte natürlich als leidenschaftlicher Sänger zusagen, weil seine neue Frau bereit war, in der Tourneezeit das Geschäft zu führen.
Irgendwann sendete mein Vater ein Foto, auf dem er mit Kosaken-Uniform zu sehen war. Meine Mutter hat mir begeistert das Foto gezeigt, mit dem Hinweis, dass mein Vater beim weltberühmten Don-Kosaken -Chor singen würde. Es war im Grunde die gleiche Uniform, wie sie der Don-Kosaken-Chor trug, nur andere Farben. Da es aber ein schwarz-weiß Foto war, konnte man den Unterschied nicht erkennen. Ok, das war schön zu hören, hat mich aber weiter nicht gedanklich beschäftigt, bis ich den Chor im Radio mit Kalakoltschik hörte, mit dem Solisten Wassille Bolotine, mit der Stimme einer Sopranistin.
Sie beschreiben Ihre erste Begegnung mit dem Chor Jarow sehr farbenfroh. Bitte erzählen Sie uns mehr darüber.
Wie der Zufall dann so spielt, stand ich mit meinem Freund, einem Landwirt namens Georg an einer Bahnschranke, die man überqueren musste, um an die Wiese meines Freundes zu gelangen, der dort Gras für die Kühe gemäht hat. Die Schranke war geschlossen u. wurde an diesem Tag von seinem Freund, einen Eisenbahner, bedient. Als wir da standen, kam dieser Freund kurz zu uns u. fragte unseren Freund Georg, ob ER die Karten für das Konzert der Don Kosaken in München bestellen soll, oder Georg.
Als ich das hörte, war ich wie vom Blitz getroffen und sagte den beiden, dass mein Vater in diesem Chor singen würde u. ich gerne mitkommen würde. Als wir im Konzert saßen, suchte ich mit dem Foto meinen Vater auf der Bühne, konnte ihn aber nicht finden. Der grandiose Erfolg des Chores hat in mir noch mehr Wehmut ausgelöst, dass meine Vater nicht dabei war. Nach dem Konzert haben dann einige Solisten des Chores Autogramme verteilt, darunter auch George Tymczenko, der mich dann über alles informiert hat, auch dass seine Mutter, die Sängerin war, mit meinem Vater zusammen im Theater gesungen hatte.
Er war es dann auch, der mich im März 1967 nach vielem Bitten zu Serge Jaroff geführt hat, um vorzusingen. Beim Vorsingen war der ganze Chor dabei. Nachdem mich Serge Jaroff mit dem Lied Wetscherni swon gehört hatte, wurde es still im Raum, bis Serge u. der applaudierende Chor die Stille unterbrach mit den Worten “sie haben eine Opernstimme u. er könne nicht glauben, dass ein 18 jähriger über eine derartige Stimme verfüge.
Er meinte auch dass Chorgesang der Stimme eines Solisten nicht gut täte. Ich erwiderte über den Administranten Kruedener v. Struve dass es nur einen Wunsch gäbe, im Chor dabei zu sein. Er verabschiedete mich mit den Worten, wenn ein Sänger ausfallen würde, wäre ich eingeplant. Am 13. August kam ich vom Büro zurück, als mir meine weinende Mutter das Telegramm von Serge Jaroff übergab, mit dem Text, „bin bereit sie für die kommende Tournee zu engagieren, bitte um sofortige Zusage“.
Das war der offizielle Start als Sänger im weltberühmten Don Kosaken Chor mitzuwirken. Danach kamen 40 Noten mit allen Liedern, die ich in kurzer Zeit einstudieren musste. Die Tournee begann immer in Deutschland u. ging von dort aus in alle Länder, ob Japan , Australien, China, Amerika, Philipinen, Malaysia, Südkorea, Südafrika usw.
Die Idee, im Chor zu arbeiten, ist für Sie sehr interessant – was hat sie verursacht? Erzählen Sie uns von Ihren ersten Jahren im Chor. Ist das alles in den USA passiert? War es 1966?
Als die Tournee am 21 Sept 1967 in Bad Pyrmont begann, war das für mich fast unwirklich u. ich konnte immer noch nicht glauben, dass das alles Realität war. Das erst Konzert begann mit Snami Bog, Gott sei mit uns. Ich hatte alle Stücke perfekt einstudiert und war stolz, zwischen den Sängern stehen zu können, die diesen Chor bereicherten. Es waren vorwiegend russische Solisten u. einige ukrainische u. bulgarische. Bei einer Besetzung von 26 Sängern waren ca. 7 Ukrainer u, 3 Bulgaren dabei.
Erzählen Sie uns von dem Team, in dem Sie damals gearbeitet haben – waren es hauptsächlich russische Darsteller? Welche Beziehungen gab es im Kollektiv zwischen den Darstellern?
Ich will dabei nicht unerwähnt lassen, dass ich von einigen Ukrainern, die nicht gerade begeistert waren, dass so ein junger Sänger mit 19 von Serge Jaroff in den Chor aufgenommen wurde, immer wieder Anfeindungen erleben musste, obwohl ich auch ukrainischer Abstammung war, was meiner Einstellung gegenüber den ukrainischen Sängern nicht förderlich war. Es gab auch immer wieder verstörende Momente, auch Spannungen zwischen einigen jüngeren Ukrainern u. älteren Russen, was aber nur von kurzer Dauer war. Klar ist, dass es bei einer Gruppe, die oft 8-9 Monate unterwegs war, auch Unstimmigkeiten gab, die aber von Serge Jaroff vehement beendet wurden, wenn er davon wusste u. Möglichkeit dazu war.
Auf die Frage eines ukrainischen Sängers Namens Roman Komarnizcki, ob ich mit den Ukrainern oder Russen sympathisiere, antwortete ich, „mit denen, deren Brot ich esse. Das war Serge Jaroff.
Wie fanden die Proben statt – wie streng war es mit den Darstellern? Welche Art von Technik hatte er für die Arbeit mit Darstellern? Was können Sie über Zharovs Persönlichkeit sagen – was hat Sie am meisten an ihm überrascht?
Wir waren täglich in einer anderen Stadt u. waren nicht selten am Tag bis zu 700 km unterwegs, früher mit dem Zug, später mit dem Bus, deshalb war es für die Sänger immer ein Highlight, wenn die Konzerte nah beieinander lagen u. man bis zu 2 Wochen im gleichen Hotel verbringen konnte.
Das war dann auch sehr günstig, um Proben durchzuführen. Jaroff konnte sehr emotional werden, so dass auch schon mal Klaviertasten zerbrachen, als er wütend darauf hämmerte. Er war auch mit über 70 u. 80 sehr dynamisch u. energisch. Beim privaten Gespräch, oder wenn man zusammen Essen ging, wirkte er eher müde u. langweilig, was aber auf der Bühne wie weggeblasen war.
Über einen Vorfall in Japan kann ich heute noch schmunzeln, als ich an asiatischer Grippe erkrankte u. ein Konzert ausfallen lassen musste, wegen 40 Grad Fieber. Damals hatte man mich insofern in Bedrängnis gebracht, dass ich normaler weise länger im Bett bleiben hätte müssen, der Chor aber am nächsten Tag wieder weiterfuhr. Also war ich gezwungen, mein Bett zu verlassen u. unter schwierigsten körperlichen Verhältnissen die Mitreise anzutreten.
Als ich Jaroff am Bahnhof traf u. er mich wütend fragte, warum ich das Konzert nicht mitsang, weil ich ja auch solistisch maßgeblich tätig war, gab ich ihm zur Antwort, dass ich über 40 Grad/Celsius fieber hatte, worauf er wütend antwortete, „ Ich hatte 48 Grad!! Das war die extreme Seite von Serge. Auch dass er wütend gestikulierte, als der Chor nicht sauber intonierte u. rückwärts von der Bühne fiel, was sich in Berlin vor 10000 Besuchern abspielte.
Er war ein Energie Bündel, hochsymphatisch, auch witzig u. 100 Prozentig gerecht!!!
Erzählen Sie uns von Auftritten in den Jahren, an die Sie sich mehr erinnern. Irgendeinen Fall auf der Tour.
Betrifft, wo ich besondere Vorkommnisse auf der Bühne ansprechen sollte, da kann ich mich nur an ein Ereignis erinnern, das sich hier bei einem Auftritt in der bayerischen Stadt Landshut ereignet hat, als der Chor auf Grund einer wirklich eigenartigen Akustik in einem mittelaltrigen Saal vollkommen auseinanderbrach u. nicht mehr zusammenfand…. An das Stück kann ich mich leider nicht mehr erinnern, aber es war das erste u. einzige mal in 12 Jahren, dass so etwas vorkam…. und Jaroff vollkommen die Fassung verlor und laut auf der Bühne den berühmten Satz „ Jo…tw..Mat“ laut hinausschrie, was die Mehrzahl des Publikums Gott sei Dank, nicht verstanden hat, aber dem dortigen Pressemann nicht entgangen ist u. am nächsten Tag in der Zeitung stand.
Einige nette lustige Dinge haben sich meistens im Zug, Bus, oder im Hotel bei Einladungen ereignet.
So ein nettes Ereignis im Zug von Hamburg nach Berlin, als Jaroff, Wassille Flustikov, der Baron Alexander von Struve u. ich zusammen im Speisewagen beim Essen saßen. Auf Grund des Platzmangels saß uns eine junge Frau gegenüber, das heißt, Jaroff gegenüber die ein bezauberndes Kleid mit einem großen Ausschnitt und großen Brüsten trug, die den kleinen Serge offensichtlich beeindruckt haben, was man an seiner Gesprächigkeit (in deutscher Sprache) u. Aufregung erkennen konnte.
Er hatte „Königsberger Klopse“ bestellt…! Das waren kleine Fleisch-Knödel in einer Soße. Einer der Knödelchen war wohl etwas zu hart geraten…. als er ihn mit dem Messer zerteilen wollte, sprang dieser vom Teller direkt in den Ausschnitt der etwas vorgebäugten jungen Dame. Der anfänglich erwartete Ärger hat sich aber in schallendes Gelächter seitens der Dame und allen anderen entwickelt, so dass keine peinliche Situation entstanden ist!! Natürlich auch deshalb, weil sie den netten kleinen Mann erkannte u. ihn groß verehrte. Als Entschädigung für diese Dilemma wurde sie zum Konzert in den Berliner Sportpalast eingeladen, der mit zehntausend Menschen ausverkauft war. Das war ein Konzert von insgesamt vier Auftritten, die alle ausverkauft waren. Wohl gemerkt, dass der Chor ohne Mikrofone gesungen hat u. dadurch die Solisten besonders gefordert waren.
Eine andere nette Geschichte trug sich in einem Lokal in Hamburg zu, wo uns die Besitzerin nach dem Konzert in der Musikhalle eingeladen hatte. Natürlich war auch die Presse eingeladen, weil sie offensichtlich auch Werbung für ihr Lokal erreichen wollte. Die Dame war ungefähr 180 cm groß und besaß übergroße Brüste. Der Fotograf hatte dann die Dame gebeten, Jaroff auf einen kleinen Stuhl zu platzieren, damit er auf Augenhöhe mit ihr war. Das ganze endete ebenfalls in lautes Gelächter, weil die Dame den Kopf von Jaroff dermaßen fest an, oder in ihre Brüste drückte, dass vom Kopf Serges nichts mehr zu sehen war…! Nach einer kleinen Korrektur hat man dann den Kopf etwas befreit. Das Foto war am nächsten Tag im Hamburger Abendblatt zu sehen. Jaroff hatte nach diesem Vorfall einen hochroten Kopf. Ja, er war etwas beschämt…
Als Sie 1979 vorgeschlagen wurden, Chorleiter zu werden, war das für Sie eine schwierige Entscheidung? Erzählen Sie mir, wie alles passiert ist.
Der Chor hatte jedes Jahr den Silvesterabend gefeiert, also in das deutsche neue Jahr 1978. A diesem abend wollte Jaroff, dass ich ihn vom Hotelzimmer abhole und mit ihm gemeinsam in den Festsaal gehe, wo alle Gäste warteten, einschließlich des Chores. Was ich nicht wusste war die Tatsache, dass er mit den Chormitgliedern, besonders mit den langjährigen Älteren sein Vorhaben, mich als Nachfolger einzusetzen, bereits besprochen hat. Es war für mich eine über-große Überraschung, auf die ich so schnell keine Antwort geben konnte, obwohl alle Chorsänger das erwartete haben.
Alle, auch Serge waren mit meinem Votum einverstanden, weil so eine Aufgabe eine große Herausforderung war, die man nicht so einfach bewältigen kann. Ich hatte keinerlei Übung, was Jaroff natürlich ändern wollte, indem er mich unterrichtet. Also, wurde mir nahegelegt, mich bis zum Tourneeende zu entscheiden. Dabei muß erwähnt werden, dass der Sohn von Jaroff, Aljoscha, der ein hervorragender Pianist war, keinerlei Interesse gezeigt hat, die Nachfolge seines Vaters anzutreten. Als das Ende der Tournee nahte, konnte ich keine Entscheidung fällen u. bat um Aufschub. Jaroff sagte, dass ich mich in der Tourneepause entscheiden könne und dann eine Reise zu ihm nach Amerika antreten sollte, um mit ihm alles zu besprechen.
Es folgte ein Telefonat im Frühjahr 1978, bei dem ich ihm schweren Herzens meine Angst mitteilte, diese Verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen. Bei Beginn der neuen Tournee 1978-79 sagte er, dass er mich verstehen könnte u. er somit den Namen DON KOSAKEN CHOR SERGE JAROFF seiner langjährigen Agentur OTTO HOFNER überschreiben werde. Otto Hofner hat dann noch eine Tournee mit dem russisch-schwedischen Tenor Nicolai Gedda einberaumt, bei der Mischa Minsky, ebenfalls ein ehemaliger Solist, den Chor leitete. Es sollte ein Neubeginn werden, der aber vollkommen daneben ging, durch die Unfähigkeit Minskys, zu dirigieren u. auch den Chor zu führen, Intonationsprobleme augenblicklich zu erkennen u. den Chor dynamisch klingen zu lassen, mit allen Besonderheiten, die den Jaroff-Chor weltberühmt gemacht hatte.
Dieser Mann war ein ausgezeichneter Bariton, hatte aber ebenfalls nur Erfahrung als Chorleiter eines Holländischen Männerchors, bei dem man für ein Konzert 5 Monate üben konnte. Es war kein Dirigat, wie man das für einen Weltchor gebraucht hätte. Nicolai Gedda, mit dem ich eine gute, freundschaftliche Beziehung hatte, war entrüstet über das mangelnde Künstlerische Niveau, auch über die Entscheidung der Agentur Hofner, Minsky als Dirigenten dieses Chores einzusetzen u. lehnte jegliche Weiterarbeit unter diesen Umständen ab. Er war auch auf mich nicht gut zu sprechen, weil ich dieses Angebot von Jaroff nicht realisiert hatte. Nach diesem Vorfall hat sich Otto Hofner entschieden, den Namen DON KOSAKEN CHOR SERGE JAROFF in meine Hände zu geben. Ergänzend muß ich hinzufügen, dass ich nach dem Ende der letzten Tournee mit einer anderen Gruppe, Namens Ural_Kosaken unterwegs war, bei der ich mit dem Dirigieren begonnen hatte, nachdem deren Dirigent krank wurde u. meine Fähigkeiten, einen Chor zu dirigieren, mit allen wichtigen Aspekten, ausbauen und optimieren konnte Dass ich alle wichtigen Merkmale dafür besaß, einschließlich dem absoluten Gehör, wusste ich bislang selbst Nicht u. wurde erst durch diese Herausforderung zu Tage gelegt.
Wie schwierig war es, die Traditionen zu bewahren, die es beim Braten gab? Hat sich das Repertoire des Chores im Laufe der Jahre stark verändert?
Der Chor war über Jahrzehnte weltweit unterwegs u. war in vielen Ländern er Welt ein Begriff. Obwohl es schon einige russische Chöre von beachtlicher Klangstärke mit erstklassigen Solisten gab, die Auch schon vereinzelt im Westen auftraten, wie z. B. der ROTE ARMEE CHOR, oder der Chor der SCHWARZMEER-FLOTTE, konnten diese Chöre nie den Erfolg des Original Don Kosaken Chores unter Jaroff Verzeichnen. Es waren immer nur kurze Gastspiele die auf Grund mangelnden Publikums ausgesetzt warden Mussten.
Den Grund aus meiner Sicht möchte ich so darstellen. Ein Grund war, dass Jaroff altrussische Weisen gewählt hatte, die er dann nach seinen Vorstellungen um arrangiert hatte und so einen musikalischen Anspruch erfüllte, wie er sich das vorstellte u. wie die Stücke maximalen Effekt erzeugten. Die russischen Chöre sind zwar mit bis zu 150 Sängern aufgetreten, die Arrangements der Lieder waren aber eher einfach.
Man, hatte versucht, den Erfolg über die Macht des Gewaltigen zu definieren. Der Jaroff-Chor war ausschließlich mit großstimmigen Solisten besetzt u. konnte mit anfangs 36 Personen einen Klang erzeugen, wie große Chöre mit weitaus mehr Sängern. Die 60 Jahre Welterfolg bestätigen das.
Die Tradition des Chores zu erhalten, ist eigentlich keine große Sache, weil das russische u. zum Teil auch das ukrainische musikalische Material zeitlos ist u. in 100 Jahren immer noch Menschen begeistern kann, obwohl die jüngere Generation sich momentan zu einem ausgefallenen Pop Repertoire hingezogen fühlt, das aber auf Grund mangelnder Harmonien nicht lange Bestand haben wird u. die auch mit 250 Dezibel nicht auszugleichen ist. Die ganze Entwicklung der menschlichen Belange zeigt, dass alles wieder von vorne anfängt, weil es keine großen Neuerungen gibt. Man versucht alles, Lautstärke, vulgäre Auftrittsweise, abartige Texte usw. nichts hat langen Bestand, wie in der Mode. Die Menschen haben noch nicht realisiert, dass ihnen Grenzen gesetzt sind und wie bei musikalischen Harmonien immer wieder ähnliches zustande kommt.
Das russische Repertoire der alten Komponisten, wie Rachmaninov, Kastalsky, Bortniansky, Tschaikowsky, Gretschaninow hat für ewig Bestand ist oft eine außergewöhnliche Harmonien Folge in Dur oder Moll, mit wuchtigen Akzenten und Wechselwirkung in piano, pianissimo, forte mezzoforte, die bei keinem westlichen Komponisten zu finden ist. Ja die Musik birgt auch eine gewisse Ruhe in sich, in der sich die Weite Russlands widerspiegelt. In den verschiedenen Lautstärken, bis hin zum extremen Fortissimo, dann wieder zurück zum extremen Pianissimo ist auch die Gefühlswelt der slawischen Mentalität u. Seele zu erkennen die sich sehr von der westlichen Kühle u. teils auch Kälte unterscheidet.
Es ist auch mitunter ein Grund, warum die westliche Welt von dieser Musik so fasziniert ist u. das ob jung oder alt und vor allem beständig. Man ergänzt sich gegenseitig mit seiner Gefühlswelt. Das ist meine Sichtweise …
Das Repertoire wurde von uns beibehalten u. entspricht dem Original-Repertoire Serge Jaroffs, dessen Notenmaterial mir aus Amerika von einer Serge nahestehenden Frau u. einem Freund Serges, einem Chirurgen, zugesendet wurde. Diese Noten wurden von seinem Sohn völlig mißachtet u. wären in der Ruine des Hauses, als dieses von Frau Jaroff u. Aljoscha verlassen wurde, verrottet. Beide sind in das Sommer-Domizil der Familie nach Delray-Beach in Florida, gezogen.
Russische russische Songspezialistin sind Sie ein großer Experte, sagen Sie mir, welche Besonderheiten des russischen Liedes machen es einzigartig?
Das russische Lied ist von einer vielfältigen Klangfülle geprägt, sowohl in den oft wechselnden Tempis, wie auch in der dynamischen Vortragsweise in Punkto Fortissimo bis Pianissimo, die man bei westlichen Ensembles in dieser Ausgeprägtheit nicht findet. Auch die Harmonien der russischen Klangwelt sind für westliche Verhältnisse etwas befremdlich, aber wahrscheinlich auch deshalb so faszinierend. Das war eine Besonderheit des Jaroffschen Klanges.
Er dirigierte auch kein Konzert wie das andere. Er machte alles abhängig von der Präsenz der verschiedenen Stimmen zwischen den Tenören u. der Bässe. Wenn in einer Stimmlage Schwächen zu erkennen waren, legte er das Hauptthema auf eine ander Stimme, wie z. B. , dass der zweite Tenor dominiert, oder auch mal der Bariton, doch hauptsächlich forderte er die Bässe mit dem Oktavisten Paul Myhalik. Er ließ auch mal einzelne Stimmen den Vorrang. Insgesamt trägt die russische Musik dazu bei, die gesamte Gefühlswelt der Zuhörer zu aktivieren um Freude zu erzeugen.
Erzählen Sie mir bitte, welcher der Komponisten Ihnen am nächsten steht? Und welcher Komponist ist am schwierigsten zu spielen?
Ich denke, dass Tschaikowsky einer der Komponisten ist, der sowohl einem Orchester wie auch einem Chor akapella alles abverlangt. Wobei im Chor -Sektor Alexander Gretschaninow, dessen Grab ich in den USA besuchen konnte, zu den anspruchvollen Komponisten gehört, wenn es um Chormusik geht.
In welchem Jahr ist der Chor nach Bayern gezogen? Wo befindet sich der Chor jetzt? Erzählen Sie uns von den Künstlern, die heute im Chor arbeiten. Sind es hauptsächlich deutsche Darsteller?
Der Chor ist zur Zeit mit kleiner Besetzung 12 Personen in Österreich in Kirchen auf Tournee u. hat seinen Sitz nach wie vor in Petershausen. Nachdem einige Sänger aus Russland u. Ukraine leider verstorben sind, so z. B. Anatoly Bobikine, Bass, Solist am Bolschoi Theater Moskau, mit 76 Jahren, oder der Tenor Serge Ladov, der leider mit 58 Jahren von uns ging u. am Opernhaus in Prag als führender Solist tätig war, oder der ukrainische Bariton Iwan Ponomarenko, der mit dem Tschaikowsky- Preis ausgestattet war u. mit 72 Jahren verstarb, der gerade im vorigen Jahr nach 8 jähriger Pause wieder bei uns auftreten wollte, sind bei uns nur ukrainische Sänger angestellt. Das wird sich ändern, weil dieses dumme deutsche Gesetz, russischen Sängern den Auftritt zu verbieten, wieder aufgehoben wird u. einige russische Sänger in München leben, die zu uns stoßen werden.
Seit mehr als einem halben Jahrhundert sehen Sie das Publikum, das zu Konzerten zu Ihnen kommt – sagen Sie mir, wie sich das Publikum des russischen Liedes in dieser Zeit verändert hat?
Gott sei Dank ist uns das Publikum, ob jung oder alt, treu geblieben u. wir konnten viele junge Leute Dazugewinnen, die von den Eltern oder Verwandten animiert wurden, sich einmal diesen Chor anzuhören. Viele davon sind uns seitdem treue Anhänger geworden. Auch der Krieg hat den Zuspruch nicht verändert. Man, muss Musik u. Kunst vom Kriegsgeschehen trennen. Die Komponisten dieser Musik, die vor vielen Jahren lebten, können nichts für diese Veränderungen. Die einzige negative Erscheinung waren einige ukrainische Familien, die in Österreich aufgenommen wurden, verköstigt wurden und freie Wohnungen bezogen, die für unser Konzert Freikarten erwarben u.dann im Konzert lautstark schrien, Russen raus. Ein völlig überforderter Pfarrer wusste nicht wie er reagieren sollte u. hat mich angerufen.
Danach hat sich die Presse eingeschaltet u. diese Ukrainer angeprangert, ob ihrer Unverfrorenheit, die Vorzüge des Landes in Anspruch zu nehmen u. dann in die örtlichen Belange eingreifen zu wollen.
Ihr Chor hat einen sehr engen Tourplan. Wie schaffen Sie es, einem solchen Tempo der Auftritte standzuhalten?
Der Chor ist wie vor 60 Jahren ca. 6 Monate im Jahr unterwegs, früher per Bahn, Bus oder Flugzeug. Seit 3 Jahren treten wir ausschließlich in Europa bzw. Deutschland, Österreich, Schweiz auf. Wir sind mit zwei Bussen unterwegs, die täglich zwischen 150 u. 600 km zurücklegen, was für junge Kein Problem darstellt.
Der Stil der Aufführung durch Ihren Chor ist einzigartig. Wir können heute live hören, wie wir vor hundert Jahren in Russland gesungen haben. Das ist ein echtes russisches Lied. Wie wichtig ist das für Sie? Wie schwierig ist es heute, mit einem russischen Lied zu arbeiten?
Wir(ich) haben uns entschieden, die Musik eines großen Landes mit überragender Kultur, geprägt durch einen einen großen Meister der Chormusik, Serge Jaroff einem großen, interessierten Publikumskreis zu erhalten, das fern jeglicher politischer Ambitionen einfach die Kunst Russlands authentisch genießen möchte. Diese Musik wird unverändert mit großer Wertschätzung weltweit angenommen. Egal unter welchen politischen Vorgaben, die meistens nur der Verunsicherung der Menschen dienen.
Bitte erzählen Sie uns von Ihren kreativen Plänen.
Ich glaube, dass es sich verbietet, Musik, die 100 Jahre Akzeptanz erfahren hat und Freude vermittelt hat durch eigene Kreativität zu verändern. Es hätte den Anschein, man würde das Können eines großartigen Künstlers für den Eigenbedarf ausschlachten, wie das oft in der Schlagerwelt üblich ist.
Das SpezialRadio bedankt sich bei Herrn Hlibka für dieses schöne Interview.
september 2023 г.
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